Brüssel, 11.09.2015. Im Vorfeld der außerordentlichen Sitzung der europäischen Innenminister am kommenden Montag fordert die Hilfsorganisation CARE die Europäische Union dazu auf, den Zugang zu einem sicheren Zufluchtsort für Asylsuchende zu vereinfachen und die humanitäre Hilfe in der Region um Syrien aufzustocken.
„Es ist allerhöchste Zeit den Verhandlungen auch Taten folgen zu lassen“, so Frédérioc Haupert, Direktor von CARE Luxemburg. „Europa hätte die Kapazitäten noch viele weitere Flüchtlinge aufzunehmen. Es ist an der Zeit, dass wir uns auf die grundlegenden Ideen der Europäischen Union zurückbesinnen: die Anerkennung der Menschenrechte, Freiheit und Solidarität. Wir müssen sicherstellen, dass Schutzsuchenden dringend benötigte Hilfe nicht verwehrt wird und sie auf dem Weg in Sicherheit nicht ihr Leben riskieren.“
CARE betont, dass die verheerende Unterfinanzierung der humanitären Hilfe in den syrischen Nachbarländern eine der Ursachen für die steigenden Zahlen syrischer Flüchtlinge in Europa sei. „Es wäre ein gravierender Fehler, die humanitäre Hilfe für den Nahen Osten jetzt einfach nach Europa umzuverteilen. In einem Land wie dem Libanon, wo jeder vierte Einwohner mittlerweile syrischer Flüchtling ist, ist die Situation der Menschen katastrophal“, so Haupert.
Die Syrienhilfe der Vereinten Nationen etwa wurde bisher nur zu 37 Prozent finanziert. Auch CARE erhielt bisher nur rund die Hälfte der benötigten Gelder, die für die Hilfe in den nächsten beiden Jahre benötigt werden. Bereits im Februar ergab eine Befragung der Hilfsorganisation bei syrischen Flüchtlingen in Jordanien, dass mehr als die Hälfte der Flüchtlinge ihre Familie nicht ausreichend ernähren können. Jede dritte Familie hatte keinen ausreichenden Zugang zur Gesundheitsversorgung.
„Im August berichteten uns die Flüchtlinge, die finanziellen Kürzungen der Essensgutscheine des Welternährungsprogramms seien ein Grund, die Region nun zu verlassen. Viele Familien können sich seitdem nur noch eine Mahlzeit am Tag leisten“, erklärt Wouter Schaap, CARE-Länderdirektor in Jordanien. „Stellen Sie sich vor, Sie leben seit Jahren im Exil. Sie dürfen legal nicht arbeiten und riskieren Ausbeutung und Haftstrafen. Sie verlieren Ihre Hoffnung. Und dann wird Ihnen mitgeteilt, dass Ihre monatliche Ration für Nahrungsmittel von 24 Euro auf zwölf Euro halbiert wird. Ihre Kinder können nicht zur Schule gehen und Sie haben alles verloren. Niemand verlässt seine Heimat gerne. Aber nach fast fünf Jahren sehen viele keine andere Möglichkeit mehr.“
CARE begrüßt die Forderung des Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, die steigenden Flüchtlingszahlen ins Verhältnis zu den Belastungen anderer Länder zu setzen. Der Flüchtlingsstrom macht bislang nur 0,11 Prozent der gesamten Bevölkerung der Europäischen Union aus – das sind umgerechnet 558.800 Menschen. In Jordanien leben 630.000 syrische Flüchtlinge, in der Türkei fast 2 Millionen und im Libanon über 1,1 Millionen syrische Flüchtlinge.
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