Jeden Tag verrichten sie auf den Feldern harte Arbeit, um ihre Familien ernähren zu können. Jeden Tag lassen sie ihre Boote zu Wasser, um nur ein paar Fische zu fangen. Jeden Tag sind sie bei ihren Herden, um Milch, Fleisch und Felle der Tiere auf den Märkten verkaufen zu können. Und von Tag zu Tag leiden sie mehr unter Dürren, Stürmen, Fluten und anderen Auswirkungen des Klimawandels, die ihre Existenzgrundlagen bedrohen. Wer sind diese Menschen, die keine Stimme haben, um ihr Recht auf Leben einzufordern?
„Am schlimmsten trifft es hier die Fischer“, berichtet Jaroon Plaiding aus Nakorn Sri Thammarat, einer der südlichen Provinzen Thailands. Immer häufiger können die Fischer ihre Boote wegen starker Regenfälle und Stürme nicht zu Wasser lassen. Kein Fang – kein Geld. Es mangelt an alternativen Einkommensmöglichkeiten wie der landwirtschaftlichen Produktion, da die meisten der Fischer keine eigenen Felder besitzen. Die Gebiete entlang der Küste sind außerdem stark von Erdrutschen betroffen. Der steigende Meeresspiegel und stärkere Wellen haben die Zahl der Erdrutsche in der Region in den letzten Jahren verdoppelt.
„Die extremen Wetterereignisse treffen die Ärmsten der Armen am härtesten“
Während hierzulande vorsichtig über Emissionsraten verhandelt wird, spüren viele Menschen schon jetzt die drastischen Auswirkungen klimatischer Veränderungen. Faduma Ahmed Mohamed lebt in Somalia. Im Dezember 2013 fegte ein für diese Jahreszeit völlig unüblicher Tropensturm über ihre Heimat hinweg und hinterließ eine Spur der Verwüstung: „Wir haben wirklich alles versucht, um unsere Tiere zu retten. Aber die starken Regenfälle und Winde kamen so überraschend, dass wir die verängstigten Ziegen nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Wir flüchteten ins Haus und während ich die beiden Kleinsten eng an mich drückte, klammerten sich unsere anderen vier Kinder schreiend an meinem Mann fest.“
Im November des letzten Jahres traf Taifun Haiyan, der stärkste je gemessene Tropensturm, auf die Philippinen. Gerade noch rechtzeitig konnte Joevelyn Genoso mit ihren Kindern ins Haus ihrer Mutter flüchten: „Ich packte hastig einige Kleidungsstückezusammen und rannte mit den Kindern zum Haus meiner Mutter. Das Dach wurde weggeweht und wir versteckten uns im Bad. Als der Sturm endete, war alles zerstört. Jetzt haben wir nicht genug Geld, um uns eine Plastikplane für eine eigene provisorische Unterkunft zu kaufen, also bleiben wir erst einmal hier. Mein größter Wunsch ist es, unser Haus wieder aufbauen können.“
Ihre Schicksale sind kein Einzelfall. Jaroon, Faduma und Joevelyn sind die stummen Zeugen des Klimawandels.
Mit großer Sorge beobachtet CARE eine zunehmende Anzahl extremer Wetterereignisse in ohnehin schon geschwächten Projektregionen. Damit werden auch über viele Jahre hinweg erzielte Entwicklungserfolge zunichte gemacht. Steigende Temperaturen, die zunehmende Unvorhersehbarkeit von Regenfällen, immer häufiger auftretende Fluten sowie schwere Stürme und Dürren haben erhebliche Auswirkungen auf die Existenzgrundlage der Menschen und treffen die Ärmsten der Armen am härtesten.
Diese Woche tagt im japanischen Yokohama der Weltklimarat IPCC und veröffentlicht voraussichtlich am Montag, den 31. März, den zweiten Teil seines fünften Sachstandberichtes zum Klimawandel. Im Zentrum des Berichts stehen die bereits jetzt zu beobachtenden Auswirkungen des Klimawandels und die möglichen Konsequenzen der weiteren erwarteten Erderwärmung. CARE hat die erwarteten Ergebnisse des IPCC-Berichts analysiert, insbesondere im Hinblick auf die massiven Konsequenzen auf zentrale Herausforderungen in Entwicklungsländern (z.B. Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Geschlechtergerechtigkeit) und verfolgt die Diskussionen.