Die Schlagzeilen sprechen von der „größten Tragödie im Mittelmeer“, davon, dass „Wegschauen nicht mehr geht“. In der Nacht von Samstag auf Sonntag ereignete sich das womöglich schwerste, bisher aufgezeichnete Flüchtlingsunglück zwischen der libyschen Küste und der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa. Laut Angaben der italienischen Küstenwache gelten mehr als 700 Flüchtlinge als vermisst oder tot. Ein Überlebender berichtet sogar von rund 950 Menschen, die sich an Bord eines völlig überfüllten Holzbootes befanden. Nur 28 der Passagiere konnten bisher gerettet werden.
Laut der internationalen Hilfsorganisation CARE müssen die Tragödien auf dem Mittelmeer ein Wachruf für die Welt sein. „Die internationale Gemeinschaft muss sich in Krisengebieten in Afrika und im Nahen Osten noch mehr engagieren. Wir müssen Lösungen für Konflikte finden, und sicherstellen, dass Millionen Menschen in Not ausreichend Unterstützung bekommen. Der humanitäre Bedarf in den aktuellen Krisenregionen dieser Welt ist weitaus höher als die Hilfe, die geleistet wird“, sagte Karl-Otto Zentel, Generalsekretär der Hilfsorganisation CARE. „Es geht hier um akute Nothilfe, aber auch um längerfristige Unterstützung von vergessenen Weltregionen.“
Innerhalb von einer Woche ist dies nun bereits das zweite Bootsunglück, bei dem mehrere hundert Menschen ertrunken sind. Letzte Woche waren bei einem Schiffsunglück etwa 400 Flüchtlinge vor Lampedusa ums Leben gekommen. Vor wenigen Stunden meldeten Medien, dass sich weitere Flüchtlingsboote auf dem Mittelmeer in Seenot befinden.
Alleine im letzten Jahr sind nach Einschätzungen der Vereinten Nationen etwa 3.500 Flüchtlinge im Mittelmeer gestorben. Seit Anfang des Jahres ertranken bereits rund 900 Flüchtlinge im Mittelmeer. Täglich fliehen Menschen aus ihren Heimatländern, weil sie unter Hunger, Armut und den Folgen von Bürgerkriegen leiden. Sie hoffen auf bessere Zukunftsperspektiven in Europa. Dafür nehmen sie enorm gefährliche Überfahrten, in oftmals seeuntüchtigen und vollkommen überfüllten Frachtern, über das Mittelmeer in Kauf. Sie riskieren ihr Leben, für eine Fahrt ins Ungewisse, in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Das furchtbare Flüchtlingsunglück entfacht innerhalb Europas nun erneut hitzige Debatten und rückt die Dringlichkeit in den Vordergrund, neue Lösungen zu finden und sicherzustellen, dass nicht noch mehr Menschen im Mittelmeer umkommen. Hilfsorganisationen wie CARE arbeiten in den Ländern, in denen viele Flüchtlinge aus Syrien Schutz suchen: in Nachbarländern wie Jordanien, Libanon und Irak sowie in afrikanischen Ländern, aus denen Flüchtlinge sich auf dem Weg nach Europa machen. Dort leistet CARE Nothilfe und unterstützt Familien dabei, sich selbst zu ernähren, einen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen und Kinder zur Schule zu schicken.
CARE fordert eine großzügigere Aufnahmepolitik sowie mehr humanitäre Unterstützung für Regionen, aus denen Menschen fliehen müssen.