Es ist Dienstagmorgen und es bildet sich schon eine lange Schlange vor dem Gesundheitszentrums in Pariang. Alle warten darauf, endlich von den Ärzten behandelt zu werden. Viele sind mehrere Kilometer gelaufen, um das einzige Gesundheitszentrum in der Umgebung zu erreichen. Zurück müssen sie noch mal genauso lange laufen.
Zusätzlich zu den lokalen Gemeinden sind auch die Gebiete um Pariang im Norden des Landes zum Zufluchtsort für über 100.000 Flüchtlinge geworden, die hauptsächlich aus dem Sudan kommen. Der Zugang zu medizinischer Hilfe kann im Südsudan sehr schwierig sein. Schon vor dem Konflikt, der im Dezember 2013 ausbrach, gab es nur 37 Krankenhäuser im ganzen Land. Viele Menschen legen enorme Distanzen hinter sich, um versorgt zu werden.
CARE hat der Gesundheitsstation in Pariang dabei geholfen, seine Einrichtung 2014 mit chirurgischem Equipment und Medikamenten auszustatten und stellte gut ausgebildete Mitarbeiter ein. Und das Beste: Pariang hat jetzt seinen eigenen Operationssaal.
In der Vergangenheit wurden schwierige Fälle an Krankenhäuser in weit entfernten Städten, wie zum Beispiel der Hauptstadt Juba, übergeben. Doch dank des neuen Zentrums können nun auch in Pariang Operationen durchgeführt werden; die Nummer der Überweisungen ist stark zurückgegangen.
Die Gefahren, die ein langer Überweisungsprozess mit sich bringt, kennt die 20 Jahre alte Nyakuma nur allzu gut. Die junge Zwillingsmutter erlitt eine Totgeburt, als sie vor zwei Jahren in das Krankenhaus in Juba geschickt wurde, weil man ihr in Pariang nicht helfen konnte. Ihre Geschichte ist kein Einzelfall. Vielen der etwa 1.400 öffentlichen Gesundheitszentren fehlen selbst für kleine Eingriffe die Kapazitäten. Doch endlich beginnt sich etwas zu ändern, wenigstens in Pariang.
„Seit wir angefangen haben, chirurgische Eingriffe vorzunehmen, konnten wir die Zahl der ärztlichen Überweisungen stark verringern. Nur noch selten verzögern sich wichtige Behandlungen“, sagt Doktor Joseph Justin, einer von drei Ärzten, die in der Klinik in Pariang arbeiten. „Jetzt kommen auch Patienten anderer Gesundheitszentren in dieser Region zu uns, vor allem für Operationen.“
Der Konflikt im Südsudan hat den Zugang zu wichtigen Behandlungen eingeschränkt, besonders zu reproduktiver Gesundheit. Das setzt sowohl das Leben der Mütter, als auch das der Kinder aufs Spiel.
CARE unterstützt 20 Gesundheitseinrichtungen in Unity, einer der drei am stärksten vom Konflikt betroffenen Bundesstaaten im Südsudan. Die meisten Einrichtungen blieben trotz der jüngsten Kämpfe geöffnet und helfen Frauen wie Nyakuma mit lebensrettenden Maßnahmen.
Obwohl sich im Südsudan durch Gesundheitsstationen wie in Parang einiges getan hat, ist der Weg noch weit. Das Land braucht mehr Gesundheitszentren, Medikamente und Sanitärartikel. Das Gesundheitszentrum kann zwar Operationen durchführen, aber es fehlen Röntgengeräte zur Diagnose und richtigen Behandlung von Brüchen und inneren Verletzungen.
Würde es mehr Investitionen geben, müssten Frauen nicht mehr so lange laufen, um Zugang zu reproduktiver Gesundheitshilfe zu haben. Und Nayakuma könnte jetzt eine andere Geschichte erzählen.