Hier in Léogâne steht das Wasser mehr als anderthalb Meter hoch. Der Fluss Roillonne ist über das Ufer getreten nach dem schrecklich starken Regen durch Wirbelsturm Tomas. Das Hochwasser hat die Zelte und Übergangsunterkünfte überschwemmt, in denen die Betroffenen des Erdbebens leben. Die Unterkünfte, die CARE gebaut hat, stehen noch.
Einige Menschen haben Zuflucht in einer Schule gesucht, während die lokalen Behörden dabei helfen, die Menschen von hier weg zu bringen. In Carrefour wollen die Behörden die Menschen in städtischen Gebäuden unterbringen, doch sie brauchen dafür erstmal Plastikplanen, um die Löcher in diesen Häusern abzudichten. Unser CARE-Team untersucht momentan die Lage, wir koordinieren mit den anderen Hilfsorganisationen und müssen jetzt schnell helfen.
Ich verbrachte den Samstag nach dem Wirbelsturm in Léogâne, gemeinsam mit den Kollegen, die für Sanitäranlagen und Unterkünfte zuständig sind. Was mich am meisten schockierte, waren die Wassermassen in den Straßen. Es schien, als ob man in einem Fluss watete.
Frauen und Männer reinigten ihre Häuser oder Unterkünfte, wuschen den Schlamm weg und bemühten sich, alles sauber zu bekommen. Aber ein Besen allein wird nicht reichen, um die Unterkünfte, die voll von dreckigem Wasser sind, wieder hygienisch sauber zu bekommen.
Indy ist eine junge Frau, die mit ihrer Mutter zusammenlebt. Sie reinigte ihr kleines Ziegelsteinhaus, als ich vorbeikam. Die Mutter sagte, dies alles müsse endlich aufhören. Sie reinigte die Kleidung, während Indy den einzigen Raum des Hauses vom dreckigen Wasser befreite. Der Raum ist Küche, Wohnzimmer, Eß- und Schlafzimmer in einem. Sie lächelte mich an und ich fragte, ob sie traurig sei. Sie sagte nur: „Nein. Denn was würde das ändern?“
Ein paar Häuser weiter traf ich eine Familie, die in dem ersten Übergangshaus wohnt, das CARE hier gebaut hat. Ich habe sie bereits diesen Sommer getroffen, als sie gerade eingezogen waren. Wie schön wäre es gewesen, die Familie in einer besseren Situation anzutreffen. Die Mutter hatte beim Erdbeben alles verloren, außer ihrer Familie. Nun waren die Matratzen nass, die Wände schmutzig und ihr Kind hungrig.
Sie blickte in den Himmel und sagte: "Das ist das Werk Gottes, was kann ich sonst sagen? Aber es reicht. Ich will frisches Essen für meine Kinder, und ich will nicht, dass sie krank werden. Es gibt keine Toiletten. Die Menschen verrichten ihr Geschäft in Plastiksäcken und schmeißen diese dann in den Kanal. Der ist nun überflutet.“
Die Mutter hat Recht. Ich sehe die Plastiksäcke mit meinen eigenen Augen. Und nebenan spielen Kinder…
In Bino l’este kommt eine Großmutter auf mich zu. Ihre Ernte ist überflutet, aber ihre Tiere sind gerettet. Sie war frustriert, genauso wie Domingue, einer unserer Mitarbeiter: „Genug! Das muss aufhören. Wir sind ein starkes Volk, aber wir müssen so viele Herausforderungen überstehen…“
Am Sonntag hat unser CARE-Team in Léôgane an über 9.500 Menschen Hilfspakete verteilt. Wir machen uns im Moment große Sorgen wegen der Cholera. Deswegen haben wir Wasserreinigungstabletten, Hygienesets und Proteinkekse verteilt. Um besonders gut und zielgerichtet helfen zu können, arbeiten wir eng mit anderen Hilfsorganisationen zusammen.
Am Dienstag fahre ich nach Gonaïves, wo das CARE-Team weitere Hilfsgüter verteilt. Außerdem spricht das Team mit der Bevölkerung, um sie über Gesundheitsrisiken wie Cholera zu informieren. In Gonaïves waren die Überschwemmungen besonders schlimm. Ich hoffe sehr, wieder ein so schönes Lächeln wie das von der jungen Frau Indy zu sehen. Ich fürchte allerdings, dass die Chancen hierfür sehr schlecht stehen, wenn man sich überlegt, wie viele Katastrophen Haiti in den letzten Tagen, Wochen und Monaten ertragen musste.
Bitte unterstützen Sie CARE dabei, in Haiti zu helfen:
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