Mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt trugen in den letzten Tagen dunkle Wolken über dem Libanon und Jordanien heftige Winde mit Starkregen und Hagel in die Flüchtlingsgebiete. In den Bergregionen des Libanons fiel Schnee, auch Amman und andere Städte im Norden Jordaniens sind betroffen.
„Für Flüchtlinge ist dies ein weiterer Schlag“, erklärt Gareth Richards, CARE-Länderdirektor im Libanon. „Millionen Menschen, die auf ihrer Flucht häufig nichts oder nur das Nötigste mitnehmen konnten, stehen nun vor einem harten und sehr kalten Winter. Es herrschen bereits unerträgliche Bedingungen. Zwei Meldungen berichteten kürzlich, dass zwei Kinder im Bekka-Tal und weitere drei Kinder in Qalamoun im Norden des Landes erfroren sind.
Die Menschen brauchen zurzeit vor allem Nahrung und Heizöl. CARE-Mitarbeiter haben mit vielen Flüchtlingen gesprochen, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um sich mit Vorräten gegen den Sturm wappnen zu können. „Es liegt nicht an fehlender Vorbereitung“ erklärt Richards. „Die Familien haben einfach nicht das nötige Geld, um sich Heizöl oder Reparaturen an ihren notdürftigen Unterkünften leisten zu können. Sie brauchen mehr Unterstützung, aber die Krisenhilfe ist stark unterfinanziert.“
Mehr als 3,4 Millionen Syrer haben Schutz in den Nachbarländern des Landes gesucht, mit den größten Zahlen im Libanon, der Türkei und Jordanien. Mehr als ein Drittel der syrischen Bevölkerung wurde durch den Konflikt vertrieben. Die Syrienkrise gilt als die größte humanitäre Krise der letzten 30 Jahre.
Viele der Flüchtlinge haben Schutz in Zelten, unfertig gestellten Gebäuden und Hütten gesucht, die sie besonders verwundbar gegenüber dem Winterwetter machen. Dem CARE-Team in der Region ist es gelungen, vielen Flüchtlingen zu helfen. Es werden jedoch dringend weitere Hilfsgelder benötigt.
Ayesha ist eine alleinerziehende Mutter von fünf Kindern und syrischer Flüchtling. Sie und ihre Kinder leben in einem einzelnen Zimmer im Norden Libanons. „Das Wasser tropft von der Decke auf uns. Unsere Fenster haben kein Glas, Wasser von draußen strömt ein“, beschreibt sie ihre Situation. Ayesha versorgt ihre Familie und kämpft, wie viele andere Flüchtlinge, ums Überleben. „Es ist sehr kalt hier und wir haben keine Heizung. Wir haben nur uns“, erklärt sie.
Im Libanon bewohnt Mohammad Sami mit seiner Frau und seinen fünf Kindern einen einzigen Raum. Auch sie haben keine Heizung und ohne ein Einkommen, war es Mohammad nicht möglich einen Teppich oder Matratzen zu kaufen. Die siebenköpfige Familie teilt sich zwei Matratzen. „Ich wünschte nur ich hätte eine Heizung für die Kinder“, erzählt Mohammed. „Wir alle teilen uns zwei Matratzen und sitzen ganz dicht zusammen, um einander zu wärmen.“
Mousa, die mit ihrer Familie in Irbid, Jordanien lebt, nutzte ein Stück Alteisen, um ihre Familie vor Regen und Schnee zu schützen. Sie haben großzügige Hilfe von ihren Nachbarn erhalten, die ihnen einen Gasheizofen geliehen haben. Ein Kind hat er bereits verloren. „Ich muss meine restlichen Kinder beschützen, wir kauern zu zehnt um den Heizofen“, erzählt er.
Andere Flüchtlinge, wie Rafiq, nutzen Feuerholz um sich warm zu halten. Aber in der Nässe und Kälte, hat seine sechsköpfige Familie, die in einem alten Lagerhaus lebt, nicht genügend Holz. „Ich will wirklich einfach nur meine Familie warm halten, aber da es so heftig regnet, ist das ganze Holz nass und ich kann es nicht für den Ofen nutzen.“
Die CARE-Mitarbeiter kümmern sich, um eine schnelle Einschätzung der Lage im Norden des Libanons und der Region Chouf. Sie bereiten einen Nothilfeantrag für zusätzliche Gelder vor. In der Zwischenzeit werden Nothilfegelder für unmittelbare Hilfe, für die Menschen bereitgestellt, die am meisten vom Sturm betroffen sind – für Decken, Reparaturen für Öfen und unzureichende Unterkünfte.