Vor den am kommenden Sonntag beginnenden Genfer Friedensgesprächen fordern Oxfam, CARE, Save the Children und zwei weitere internationale Hilfsorganisation die internationale Staatengemeinschaft auf, sich für einen dauerhaften Waffenstillstand im Jemen und für ein Ende der Blockade wichtiger Versorgungsgüter einzusetzen. Ferner müssen Waffenlieferungen an Konfliktparteien, die das humanitäre Völkerrecht brechen, gestoppt werden, und die humanitäre Hilfe und die längerfristige Entwicklungshilfe müssen deutlich erhöht werden.
Philippe Clerc, Oxfam-Landesdirektor im Jemen: "Im Jemen herrscht bereits jetzt eine der weltweit größten humanitären Krisen. 80 Prozent der Bevölkerung des Jemens sind auf Unterstützung angewiesen, knapp die Hälfte hungert, doch nur ein Bruchteil der benötigten internationalen Hilfe ist bis jetzt finanziert. Die Welt darf dem massenhaften Leiden nicht länger untätig zusehen und muss mehr Hilfe mobilisieren. Um außerdem die ausufernde Gewalt einzudämmen, ist ein Waffenembargo gegen alle Konfliktparteien nötig."
Daw Mohamed, CARE-Länderdirektor im Jemen: "Die Einfuhr von überlebenswichtigen Gütern wie Nahrung, Wasser und Treibstoff wird weiterhin blockiert und das hat katastrophale Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Der Strom fällt wochenlang aus und die Lebensmittel- und Benzinpreise sind massiv angestiegen. Deshalb sind auch die medizinische Versorgung, die Müllbeseitigung und die Wasserreinigung kaum aufrechtzuerhalten. In einem Land, das von Importen abhängt, ist die Einfuhrgenehmigung für Güter eine Frage von Leben und Tod.
Kathrin Wieland, Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland: "Unabhängig vom Ausgang der Friedensgespräche muss die Versorgungsblockade unverzüglich beendet werden. Kinder leiden an dem Mangel an Nahrungsmitteln am meisten, viele Kinder drohen zu sterben. Das dürfen wir nicht zulassen!"
Seit dem Scheitern der letzten Friedensgespräche am 26. Mai wurden weitere 400 Jemenitinnen und Jemeniten getötet. Der 27. Mai war mit mehr als 100 Todesopfern der blutigste Tag seit dem Ausbruch des Konflikts. Insgesamt wurden bisher 2.200 Menschen getötet. Der Aufruf des UN-Sondergesandten in Jemen, Ismail Ould Cheikh Ahmed, nach einer befristeten Waffenruhe während des heiligen Fastenmonats Ramadan greift zu kurz. Jemen benötigt stattdessen einen umgehenden und dauerhaften Waffenstillstand.
Anstatt sich für eine dauerhafte Verhandlungslösung einzusetzen, haben einige internationale Staaten militärische Aktionen im Jemen unterstützt und Konfliktparteien mit Waffen beliefert. Alle Konfliktparteien haben Zivilisten und zivile Infrastruktur unterschiedslos angegriffen und somit humanitäres Völkerrecht gebrochen. Über 100 öffentliche Gebäude, darunter Schulen und Krankenhäuser, wurden dabei zerstört oder beschädigt.
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