Kongo: Mütter, erhebt euch!

Durch das MAMA AMKA Projekt von CARE lernen Opfer von sexueller Gewalt, ihren Alltag wieder selbst zu bewältigen

Von CARE-Mitarbeiterin Jackie Kiernan

Mathildes breites Lächeln zieht einen sofort in den Bann – man mag sie sofort und will sich mit ihr unterhalten. Auf den ersten Blick sieht man eine junge Mutter von vier Kindern, die den Herausforderungen des Alltags in ihrem Dorf in Nord-Kivu, unweit der Grenze zu Uganda, mit einem Lächeln begegnet. Wenn man mit ihr spricht, erfährt man schnell von ihrer Lebenseinstellung, von ihrer Hoffnung auf einen sicheren und wohlhabenden Staat Kongo.

Vor sechs Monaten wurde Mathilde Opfer eines sexuellen Übergriffes durch vier bewaffnete Männer. Ihr Mann war zu diesem Zeitpunkt in der Provinzhauptstadt von Goma, um Holzkohle zu verkaufen. Sie war schwer traumatisiert nach dem Vorfall. Sie hatte aber von einer Gemeindemitarbeiterin von CAREs MAMA AMKA Projekt erfahren, das Frauen die wie sie Opfer von sexueller Gewalt geworden sind, unterstützt.

Gesundheit von Körper und Geist

Ich besuchte Mathilde und CARE-Mitarbeiterin Cecile im Oktober 2010 und war beeindruckt von ihrer engen Beziehung. Während der ersten Tage nach dem Übergriff musste sich Mathilde im lokalen Gesundheitszentrum untersuchen lassen und wurde mit der nötigen Medizin versorgt. Als es ihr körperlich wieder besser ging, begann Mathilde, das Erlebte zusammen mit Cecile auch psychisch aufzuarbeiten.

Zweimal die Woche hatte Mathilde Einzelgespräche mit Cecile. Außerdem wurde Mathilde Mitglied einer Gruppe des MAMA AMKA Projekts, die einen schützenden sozialen Rahmen bietet. Hier können Frauen ihre Erlebnisse, Herausforderungen und Erfolge teilen, während gleichzeitig ihre ökonomische Stärke durch Maßnahmen, die neues Einkommen fördert, verbessert wird.  

Letztes Jahr lebte Mathilde noch in einem Flüchtlingscamp

Die Gruppe arbeitet vor allem im Ackerbau und in der Viehzucht. Dafür hat sie zu Beginn 15 Schweine, Pflanzensamen und landwirtschaftliche Geräte bekommen. Die Gruppe musste einige Rückschläge verkraften. Vor allem durch die Schweinegrippe ist fast die Hälfte der Schweine gestorben. Trotzdem freut sich Mathilde über den Nutzen, der durch die Einnahmen der Ernte erzielt wird. Mathilde, die letztes Jahr noch sieben Monate in einem Flüchtlingscamp verbrachte, hat mittlerweile einen sicheren und guten Rückhalt, auf den sie sich auch in der Zukunft verlassen kann. Sie plant, einen Teil ihrer Gewinne wieder in etwas Neues zu investieren und will die  Restsumme sparen, um ihrem zweiten Kind den Besuch einer Schule zu ermöglichen, die jährlich 15 US-Dollar kostet.

Nur nicht den Mut verlieren!


Mathile hat nicht viel. Trotzdem ist ihr die Unterstützung der anderen Frauen wichtiger, als der wirtschaftliche Gewinn. Sie sagt, dass der Rückhalt ihrer Gruppe sie davor bewahrt hat, den Mut zu verlieren. Vergewaltigungen sind im Kongo keine Seltenheit. Trotzdem lehnen Männer nur allzu oft Frauen, die Opfer von Vergewaltigungen geworden sind, ab. Mathilde hat ihrem Mann deswegen auch nichts von ihrem schrecklichen Erlebnis erzählt.

In ihrer Gruppe hingegen, in der jedes zweite Mitglied schon Opfer sexueller Gewalt wurde, einen sicheren Ort für sich gefunden, um über ihr Traumata zu sprechen. Mit ihrer Solidarität haben die Mitglieder ethnische Grenzen hinter sich zu lassen und sich für ihre Gemeinde und ihre Land zu engagieren. Die Frauen von MAMA AMKA leben genau das vor, was der Kongo nach Jahren des Krieges, der Armut und der sozialen Ungerechtigkeit für den Wiederaufbau braucht. Sie helfen dabei, dass Respekt, Solidarität und Emanzipation eine wichtige Grundlage sind.

Mathildes echter Name wurde geändert, um ihre Identität zu schützen.