Die elfjährige Mira mit ihrem neuen T-Shirt. Dank CARE-Gutscheinen konnte sie selbst einkaufen gehen und auswählen. (Foto: CARE/Racha El Daoi)

Libanon: Shopping Queen für einen Tag

Täglich kämpfen syrische Flüchtlinge im Libanon ums Überleben. Mit der Unterstützung von CARE erhalten sie ein Stück Normalität im Alltag zurück.

Vor vier Monaten liefen syrische Flüchtlinge und CARE-Mitarbeiter aus Jordanien und dem Libanon den berühmten Dead2Red-Marathon, vom Toten bis zum Roten Meer. Insgesamt kamen dabei mehr als 18.000 Euro Spenden zusammen. Von einem Teil des Geldes verteilte CARE im Libanon Gutscheine im Wert von je 24 Euro, mit denen sich mehr als 267 Kinder neue Kleidung kaufen konnten.

In einem kleinen Zelt, direkt vor dem Bekleidungsgeschäft, warten viele syrische Eltern mit ihren Kindern, bis sie an der Reihe sind. Hanan sitzt im hinteren Teil des Zeltes. Auf dem Stuhl neben ihr hat ihre elfjährige Tochter Mira Platz genommen. Mira ist ein großes, blondes Mädchen mit strahlend blauen Augen. Gemeinsam warten sie auf den Bus, der sie wieder nach Hause bringen soll. Mira lächelt und schaut auf ihre Tasche, mit all den neuen Kleidern.

Kein Zurück mehr

Vor mehr als zwei Jahren verließ Hanan mit ihrer Tochter, ihrem Mann und ihrem Sohn Hadi ihr Heimatland Syrien. Sie wollten eine ihrer anderen Töchter besuchen, die vor einigen Jahren im Libanon geheiratet hatte. „Wir wollten sie nur besuchen. Aber als wir im Libanon waren, verschlechterte sich die Lage in unserer syrischen Heimatstadt Homs. Wir konnten nicht mehr zurückkehren“, berichtet Hanan.

Am Anfang blieben sie bei ihrer Tochter. Aber es war nicht genug Platz für alle da, deshalb zog die Familie in eine kleinere Wohnung. „Wir konnten nicht lange dort bleiben. Nach ein paar Monaten waren alle unsere Ersparnisse aufgebraucht und mein Mann konnte keine Arbeit finden“, so Hanan. Ihr Mann arbeitete auf Baustellen. Aber das waren nur schlecht bezahlte Saisonarbeiten, die dem 54-Jährigen schwer zu schaffen machten. Auch Hanans 26 Jahre alter Sohn arbeitet als Bauarbeiter. Er verdient rund 145 Euro pro Monat. „Aber das reicht nicht für eine kleine Wohnung im Libanon. Wir mussten in ein Zelt umziehen“, berichtet die Mutter.

Während der kalten Wintermonate erhielt Hanans Familie Hilfe von CARE. „Wir haben uns vor allem über die gute Qualität und die ausreichende Anzahl der Decken gefreut. CARE verteilte zudem Girokontokarten mit Guthaben, Decken, Matratzen und Hygieneartikel an besonders betroffene syrische Familien“, erzählt Hanan.

Kleine Glücksmomente

Ein paar Monate später erhielt Mira CARE-Gutscheine für neue Kleidungsstücke. Das machte sie sehr glücklich. Sie kaufte sich eine neue Jeans, ein gelbes T-Shirt, ein paar schwarze Schuhe mit Blumen und Haargummis.

Auch in ihrer neuen Schule ist die elfjährige Mira glücklich. Sie hat viele neue Freundschaften im Libanon geschlossen. Aber wenn sie anfängt von ihren Freunden und ihrer Familie in Syrien zu sprechen, bricht sie in Tränen aus. „Ich vermisse meine Großeltern, meine Onkels, Tanten und Cousinen sehr. Wir können sie nicht besuchen. Das Einzige, was uns bleibt, ist hin und wieder ein Telefonat“, so Mira.

Ihre Mutter Hanan findet es sehr schwierig hier im Libanon zu leben, obwohl sie viel Unterstützung von ihren libanesischen Nachbarn erhält. „Die Preise für Miete, Essen und alles andere, was wir zum Überleben brauchen, sind sehr hoch. Es gibt kein Wasser und keine Elektrizität. Wir sind immer auf die Unterstützung von Nachbarn oder Hilfsorganisationen wie CARE angewiesen. Ich möchte so nicht mehr leben. Wir leiden unter der Situation und sind zunehmend erschöpft. Aber heute bin ich glücklich, weil meine Tochter endlich mal das tun konnte, was alle Teenager in ihrem Alter gern machen: einkaufen, was sie möchten.“