Nach dem schweren Erdbeben in Haiti 2010, war ich für die Koordination der Nothilfe zuständig. Aber die Herausforderungen, vor die uns das Ausmaß der Zerstörung auf den Philippinen stellt, sind mit jenen vor 3 Jahren kaum zu vergleichen. Diesmal wird es länger dauern, bis Hilfsgüter bei den Betroffenen ankommen. Das ist frustrierend, weil tausende Menschen dringend Hilfe benötigen.
In Haiti konzentrierte sich die Zerstörung auf eine kleinere Region. Nachdem die Straßen von Trümmern befreit waren, konnten wir alle betroffenen Gemeinden innerhalb von zwei bis drei Stunden mit erster Hilfe versorgen. Auch der Flughafen wurde zügig wieder in Betrieb genommen. Nach kurzer Zeit kamen Hilfsgüter aus der Dominikanischen Republik an.
Es dauert Tage, bis Hilfe ankommt
Hier, in den Philippinen, sind mehr als drei Inseln zerstört. Es dauert Tage für Helfer in betroffene Gebiete vorzudringen und dringend benötigte Hilfe zu leisten. Erst muss man ein Boot nehmen, dann fährt man mit Auto über schwer passierbare Straßen. Überall liegen Trümmer. Benzin ist Mangelware und die Boote sind überfüllt: Menschen stehen Stunden lang Schlange, um dann zu erfahren, dass sie auf das nächste Boot warten müssen.
In Haiti wurde unser Büro vom Erdbeben verschont, sodass wir einen gesicherten Schlafplatz hatten. Hier, auf der Insel Leyte, hat Wirbelsturm Haiyan alle Gebäude dem Erdboden gleichgemacht. Niemand hat einen Schlafplatz – weder einheimische Familien noch Nothelfer. Das Wetter ist schlecht. Es fängt immer wieder an zu regnen. Unser Arbeitsplatz ist nicht überdacht und seit heute völlig überschwemmt. Jetzt können wir dort auch nicht mehr übernachten.
Schnelle Kommunikation ist eine große Herausforderung
Es muss sichergestellt werden, an welchem Ort, welche Hilfsgüter gebraucht werden. Trinkwasser, Lebensmittel und Notunterkünfte müssen beschafft werden. Hierzu spricht CARE sich eng mit anderen Hilfsorganisationen ab, damit alle hilfsbedürftigen Menschen erreicht werden und es keine doppelten Hilfslieferungen gibt.
In Haiti wurden Telefon- und Internetverbindungen schnell wieder hergestellt. Doch in den zerstörten Gebieten der Philippinen ist das Stromnetz zusammengebrochen. Telefonleitungen und Internetverbindungen sind zerstört. Ohne Satellitentelefon wären wir aufgeschmissen.
Zurzeit suchen wir vor allem nach Transportlösungen und bitten Redereien und private Bootsbesitzer um Hilfe. Wir müssen Autos und Lastwagen per Fähre in das Katastrophengebiet bringen. Die philippinische Regierung und internationale Helfer arbeiten daran, den Flughafen in Tacloban wieder betriebsfähig zu machen und Straßen frei zu räumen, aber das wird dauern. Obwohl wir sehr gut ausgebildete Helfer haben und wissen, was die Betroffenen am dringendsten benötigen, kostet es Zeit sie zu erreichen. Aber wir arbeiten Tag und Nacht daran, so schnell wie möglich Hilfe bereit zu stellen!