Ein Kind zu gebären, ist niemals leicht. Vor allem dann nicht, wenn ein schweres Erdbeben Häuser, medizinische Einrichtungen und Einkommensmöglichkeiten zerstört hat. Stellen Sie sich vor, Sie sind in dieser Situation: Schwanger mit Zwillingen und bei früheren Geburten sind bereits Komplikationen aufgetreten. Das muss ein Alptraum sein.
Für Maili Bharati wurde dieser Alptraum Wirklichkeit. Die 32-Jährige war im sechsten Monat schwanger, als vor rund sechs Monaten das erste Erdbeben ihr Dorf in Nepal zerstörte. Durch herabfallende Trümmer wurde sie stark verletzt. Die ersten Tage nach der Naturkatastrophe verbrachte sie im Freien unter Palmen und musste wie alle anderen Dorfbewohner komplett ohne Strom auskommen. Als sie kurz vor der Geburt stand, hatte sie keine andere Wahl als zweieinhalb Stunden in die nächste Stadt zu laufen. Alle Gesundheitsstationen in der näheren Umgebung waren zerstört. Dort angekommen, verwiesen die Ärzte sie nach Kathmandu.
Nach drei Stunden Busfahrt und 30 Minuten Fußweg kam Maili völlig erschöpft im Krankenhaus an. Vor mehr als 24 Stunden hatten ihre Wehen eingesetzt und ohne die Hilfe ihres Mannes Dhuba Raj, der sie begleitet hatte und unterwegs körperlich stützte, hätte sie es niemals durch die chaotischen Straßen von Kathmandu geschafft. Am nächsten Morgen schenkte sie zwei gesunden Jungen neues Leben.
Heute lebt Maili mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einer Notunterkunft aus Materialien, die sie selbst zusammen gesucht haben. „Wenn Regen auf unser Dach fällt, ist es wahnsinnig laut hier drin. Durch den Lärm wachen meine Kinder auf und weinen oftmals Nächte durch. Manchmal kommt auch Wasser durch das Dach hindurch. „Wenn es kälter wird, weiß ich nicht mehr wie ich meine Kinder vor Krankheiten schützen soll.“, erklärt Maili. Während sie auf ihrem Bett sitzt, das mit frisch gebügelten Laken überzogen ist, brabbeln ihre beiden Babys, Ram und Laxman, in schaukelnden Kinderbetten vor sich hin. Sie scheinen allen Widrigkeiten zum Trotz fit und stark zu sein. „Ich bin sehr froh über meine beiden gesunden Kinder.“, sagt die junge Frau. „Aber ich mache mir eben auch Sorgen: Wie soll ich sie großziehen, wo sollen wir in Zukunft leben und werde ich sie jemals zur Schule schicken können?“
CARE unterstützt Maili und ihre Familie mit Wellblech, damit sie sich eine sichere Unterkunft bauen können. „Wenn wir es schaffen, ein stabiles, dichtes Heim zu errichten, dann wird das Leben wieder ein bisschen normaler.“, sagt Maili. Das Erdbeben tötete zwei ihrer Ziegen, aber ihr Büffel überlebte die Katastrophe und auch ihre Felder blieben weitgehend unversehrt, sodass sie immer noch bewirtschaftet werden können. Um ihre Grundbedürfnisse zu decken erhält die Familie zusätzlich Bargeld und Gemüsesamen, mit denen sie sich ihren Lebensunterhalt langfristig selbst finanzieren können.
Ram und Laxman sind zwei von vielen weiteren Babys, die im Schatten des verheerenden Erdbebens in Nepal zur Welt kamen. CARE unterstützt Familien wie die von Maili mit Baby-Decken, Unterwäsche, Hygiene-Produkten und anderen Hilfsgütern für junge Mütter. Außerdem richtet CARE Schutzzonen für Frauen ein, in denen sie sich treffen und in Ruhe ihre Kinder stillen können. Obwohl Rams und Laxmans Zukunft noch sehr unsicher ist, haben ihre Eltern Hoffnung: „Etwas Positives hat das Erdbeben bewirkt“, erklärt Mailis Ehemann Dhuba, „es kamen sehr viele Menschen aus allen Teilen der Welt nach Nepal, um zu helfen. Das hätten wir niemals erwartet. Und sogar in unserer eigenen Dorfgemeinde haben alle ihre Kräfte gebündelt und überall dort geholfen, wo sie konnten.“