Was heißt Humanität für Sie in einem Wort?
Mitgefühl.
Warum sind Sie humanitärer Helfer geworden?
Eigentlich war es ein Zufall. Ich arbeitete für eine Ingenieursfirma, die mit dem UNHCR an einem Transit- und Umsiedlungszentrum für vietnamesische Flüchtlinge auf den Philippinen arbeitete. Der UNHCR war sehr zufrieden mit meiner Arbeit, sodass mir ein Job angeboten wurde. Als Erstes wurde ich zu Notfällen in Nepal und Bangladesch geschickt, dann kehrte ich auf die Philippinen zurück, weil unser Haus abbrannte. Ich musste bei meiner Familie sein und mich auf den Wiederaufbau konzentrieren. Als Helfer war ich überall, in Asien, in Südamerika und in Afrika. Ich schätze an dieser Arbeit, dass wir mit unserem Wissen effiziente Nothilfe leisten können. Diese wird benötigt um keine Ressourcen zu verschwenden. Das ist die Arbeit, die mir am meisten Spaß macht, und die meine größte Leidenschaft gewann.
Was ist der dankbarste Teil Ihrer Arbeit?
In der Vergangenheit sah ich Helfer oder Kollegen oft traurig oder unsicher werden, wenn ein Projekt abgeschlossen wurde. Die Menschen denken, sie verlieren ihren Arbeitsplatz. Aber ich sehe das aus einer anderen Perspektive: es geht nicht darum einen Job zu verlieren. Der Moment, in dem ich ein Projekt beende, oder meine Arbeit „endet", ist auch der Moment in dem Menschen begonnen haben, ihr Leben wieder aufzubauen. Das sehe ich als größten Erfolg – für die Gemeinden, für jeden von uns.
Was sind die herausforderndsten Aspekte Ihrer Arbeit?
Ob in Flüchtlingscamps, Konfliktzonen oder von Katastrophen zerstörten Gebieten, die größte Herausforderung sind immer die schwierigen Lebensumstände und die Umweltbedingungen. Häufig gibt es Probleme mit der Sicherheit von Nahrung und Wasser. Oft besteht die Gefahr krank zu werden. Aber ich sehe auch Menschen mit sozialen Schwierigkeiten kämpfen. Viele Menschen haben Schwierigkeiten sich anzupassen, aber ich muss trotzdem mit ihnen arbeiten. Manchmal berühren mich ihre Problemen und ihr Leid sehr. Es gab Zeiten, da habe ich mich gefragt: „Warum beschäftige ich mich ständig mit den Problemen anderer Menschen?" Aber dann brachte ich den Mut auf und erinnerte mich daran, dass ich stark sein muss. Aber humanitäre Helfer müssen sich auch manchmal zurückziehen und neue Energie tanken. Sie brauchen „Normalität" und Zeit, um mit ihrer Familie zusammen zu sein.
Ich mag soziale Medien sehr. Das ist der einzige Weg, zu sehen, was meine Familie macht. So bleibe ich auf dem neuesten Stand, über ihr Leben und ihre Aktivitäten. Gleichzeitig liebe ich es, Fotos von mir selbst beim Arbeiten zu machen. Einige jüngere Kollegen würden sicherlich darüber lachen. Ich mache das aber nicht, weil ich eitel bin oder wegen des „Selfie" – Syndroms. Ich teile Fotos mit meiner Familie. So können sie, besonders meine Kinder, meine Arbeit sehen und würdigen.
Erzählen Sie uns ein bisschen über Ihre Arbeit
Zurzeit arbeite ich als Notunterkunftsberater für die CARE-Hilfe nach Taifun Haiyan auf den Philippinen. Wir helfen Gemeinden, sicherere Häuser zu bauen. Gleichzeitig bin ich Sanitär- und Hygienebeauftragter. Ich habe einen Master in Umweltingenieurswesen absolviert.
Ich bin dankbar, dass ich neben der technischen Expertise auch mehr als ein Jahrzehnt wertvolle humanitäre Arbeit leisten konnte. Dadurch habe ich auch den humanitären Aspekt der Arbeit kennengelernt. Ich habe die Gemeinschaft von Gemeinden gestärkt, damit sie am Wiederaufbau teilnehmen. Ich mag die Strategie von CARE. Ich bin von unserem Ansatz überzeugt, wir konzentrieren uns auf geographisch isolierte Notstandsgebiete. Wir helfen Menschen, die Hilfe am dringendsten benötigen. Wichtig sind uns Verantwortung und Transparenz.
Was ist der eindrucksvollste Moment, den Sie jemals während ihrer Arbeit erlebt haben?
Etwas, was mich immer wieder berührt, sind die Gesichter von Menschen, die einen Konflikt oder eine Katastrophe miterlebt haben. Trotz vieler Unterscheide erleiden Menschen überall auf der Welt dasselbe. Und wenn ich ihnen helfe, dann sehen sie nicht gleich aus, aber sie geben mir alle das gleiche Lächeln und das gleiche „Dankeschön". Es gibt also das gleiche Leid, aber auch die gleiche Freude und Dankbarkeit.
Einen der unvergesslichsten Momente erlebte ich in Nepal, in den frühen neunziger Jahren. Als ich dort als Sanitär- und Hygienebeauftragter ankam, sah ich unterernährte Kinder. Viele von ihnen hatten Hautkrankheiten. Das machte mich sehr traurig. Der Anblick dieser Kinder erinnerte mich an meine eigenen Kinder, die zu dieser Zeit noch sehr klein waren. Wir brachten die kranken Kinder an einen Ort, mit besserem Zugang zu Nahrung und Sanitäranlagen. Schon nach kurzer Zeit besserte sich ihr Gesundheitszustand. Es war schön, sie im Camp herumrennen, lachen und kichern zu sehen. Wow, das war wie Musik in meinen Ohren. Dieses Erlebnis erwärmte mein Herz und schenkt mir bis heute die beste Erinnerung.