Marlyn Iradiel ist 61 Jahre alt. Sie sieht zerbrechlich aus und wenn sie geht, krümmt sich ihr Rücken ein wenig. Auf ihrem Gesicht sind tiefe Falten zu erkennen, sie spricht mit einer sanften Stimme. Aber ihr Aussehen und ihr sanftmütiges Auftreten werden ihrer energischen Entschlossenheit nicht gerecht. Wirbelsturm Haiyan, der vor einem Jahr große Zerstörung auf den Philippinen hinterließ, hat ihr einst ruhiges Leben erschüttert, doch die 61-Jährige lässt sich nicht unterkriegen.
Marlyn verlor ihr Haus als Haiyan ihre Heimatstadt Malinao in der Provinz Aklan auf der Insel Panay niederriss. Während der Sturm wütete, wurde ihr 59-jähriger Ehemann Edelito sehr nervös, sodass er einen Schlaganfall erlitt. Heute ist er gelähmt.
Früher war Edelitos Leben aktiv, lebhaft und produktiv. Er war Bauer und Schreiner. Jetzt muss Marlyn diese Aufgaben übernehmen und das Familieneinkommen verdienen. Auch pflegt sie ihren Mann und kümmert sich um den Wiederaufbau ihres Hauses.
Marlyn zeigt keine Spur von Ärger oder Verbitterung darüber, wie schwer ihr Leben durch Haiyan auf einmal geworden ist. Sie macht sich größere Sorgen darüber, wie ihr Mann mit der Situation und seinem Zustand umgeht, nicht nur körperlich, sondern auch geistig. „Wenn ich nur nicht so wäre, wie ich jetzt bin, könnte unser Haus schon längst wieder stehen. Ich fühle mit dir – du nimmst die Rolle an, die ich hätte einnehmen sollen“, erinnert sich Marlyn an die schmerzerfüllten Worte ihres Mannes.
Wegen der schlechten Gesundheit ihres Mannes erhielt Marlyn ein Reparatur-Set mit gewellten Metallbögen, Nägeln und Werkzeug. „Ich bin aufgeregt. Alleine hätte ich diese Materialien nicht kaufen können. Mit dem Reparatur-Set können wir jetzt anfangen unser Haus wieder auszubauen“, sagt sie.
Marlyn ist aber nicht nur gekommen, um ihr CARE-Paket abzuholen, sondern auch um den Leiter des ehrenamtlichen Teams zu unterstützen. Ihre Aufgabe war es, CARE bei der Verteilung von Hilfsgütern zu helfen. Sie kontrollierte die Ausgabe von Materialien und stellte sicher, dass andere Hilfeempfänger die richtigen Mengen erhielten. Das machte sie glücklich, weil sie ihren Nachbarn helfen wollte, damit diese wieder schneller zurück auf die Beine kommen. Jetzt genießen Marlyn und ihr Mann nicht nur ihr neu erbautes Haus, sondern auch den Respekt der ganzen Gemeinde.