Fast 130.000 Menschen aus der Demokratischen Republik Kongo wurden aus dem benachbarten Staat Kongo-Brazzaville vertrieben. Sie kamen in erbärmlichem Zustand in Aufnahmecamps an und berichten von schweren Menschenrechtsverletzungen. Nach offiziellen Angaben hatte die Regierung in Kongo-Brazzaville die Absicht, alle illegalen und straffällig gewordenen Kongolesen aus der Demokratischen Republik Kongo auszuweisen. Viele von ihnen lebten bereits Jahrzehnte in dem benachbarten Land, nun konfiszierten Polizeikräfte ihre Ausweispapiere.
Andere entschieden sich unter dem erheblichen Druck, freiwillig das Land zu verlassen, die Situation sei für viele nicht länger erträglich gewesen. Die Kongolesen aus der Demokratischen Republik wurden hauptsächlich aus den Gebieten um Ngobila Beach ausgewiesen und in zwei Siedlungen im Zentrum Kinshasas, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, geschickt. Mehr als 3.589 von ihnen kamen in das Camp Maluku, 80 Kilometer von Kinshasa entfernt, wo sie nun auf die Rückführung in ihre Heimat warten.
Am 23. Mai besuchte der UN-Beauftragte für die Demokratische Republik Kongo, Martin Kobler, das Camp in Maluku. Dort sammelte er Beweise für schwere Menschenrechtsverletzungen sowie sexualisierte Gewalt gegen Frauen. Nun fordert er die Regierung von Kongo-Brazaville auf, betroffene Gemeinden zu unterstützen und die Abschiebungen unter solchen Umständen zu beenden.
Bedürfnisse in den Camps
Durch die Krise fehlt es in Camps vor allem an Grundbedürfnissen, wie der Versorgung mit Lebensmitteln. Der Mangel an Latrinen zwingt die Menschen, ihre Notdurft in direkter Nähe zu den Zelten zu verrichten. Chronische Krankheiten können auf Grund fehlender medizinischer Versorgung nicht behandelt werden. Zudem verschärft sich die Sicherheitslage: Es gibt Berichte über Einschüchterungen und Belästigungen von Mädchen und Frauen. Um dem Strom an kongolesischen Flüchtlingen zu begegnen, wird dringend mehr finanzielle Hilfe benötigt.
In Partnerschaft mit dem Welternährungsprogramm, der Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Vereinten Nationen und Caritas beteiligt sich CARE an der Lebensmittelversorgung. Außerdem kümmert sich CARE um die besonderen Bedürfnisse von Frauen und Mädchen in den Camps.
Um die Grundbedürfnisse der Vertriebenen sicherzustellen, verteilt CARE mehr als 20.000 energiereiche Kekse an diejenigen, die in ihre ursprünglichen Heimatregionen in der Demokratischen Republik Kongo zurückkehren wollen. Außerdem stellt CARE annähernd 15.000 Tabs zur Wasseraufbereitung bereit, um so die Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Die am meisten Gefährdeten – allen voran Mütter und Ältere – erhalten zudem Decken.
„Ihr nehmt uns die Arbeit weg!“
Nicole Kawae, 38, hat 20 Jahre in Kongo-Brazzaville gelebt und dort Gewürze auf dem Markt verkauft. „Ursprünglich komme ich aus Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Ich hatte offizielle Dokumente und führte ein gutes Leben, aber jetzt ist es unmöglich, hier zu bleiben“, berichtet die Mutter von zwei Kindern. „Wir wurden von unseren Nachbarn bedroht, sie sagten uns wir würden ihnen die Arbeit wegnehmen und sollen endlich nach Hause zurückkehren.“ Ihr wurde vorgeworfen, ihre Nachbarn mit dem angebotenen Mehl vergiften zu wollen.
Da ihre Verwandten in der Demokratischen Republik nicht genügend Geld besitzen, um auch noch ihre Familie zu versorgen, müssen sie in den Camps bleiben. „Wir können nirgends hin. Vor 20 Jahren haben wir unser Land mit ein paar Küchenutensilien und Matratzen verlassen. Mein Koffer fiel bei der Überquerung des Flusses über Bord. Wir haben nichts mehr“, beklagt Nicole Kawae. Sie würde gerne einen neuen Gewürzstand eröffnen, aber dazu fehlen ihr die nötigen Ressourcen.
„Mein Sohn soll endlich wieder in die Schule gehen“
Als die Drohungen begannen, warf ihr kongolesischer Ehemann sie raus: Fifi Jema stand vor dem Nichts. Sie kam vor 17 Jahren aus der Demokratischen Republik nach Kongo-Brazzaville. Dort lernte sie ihren Ehemann kennen, bekam einen Sohn. Da er sie nicht beschützen konnte und Angst vor Problemen mit der Polizei hatte, warf er sie aus dem Haus. „Jetzt habe ich nichts mehr. Meine Arbeit, meinen Ehemann, meine Ersparnisse: ich musste alles zurücklassen“, so die tapfere Frau. „Ich kann nicht in meine Heimat in der Demokratischen Republik Kongo zurückkehren, dort haben wir keine Zukunft. Ich hoffe ich finde hier bald eine Arbeit und kann meinen Sohn endlich wieder in die Schule schicken.“