Ich hatte den Südsudan über die Weihnachtstage verlassen. Gerade als ich in Nairobi, der Haupstadt des Nachbarlandes Kenia ankam, begannen die bewaffneten Auseinandersetzungen in Südsudans Hauptstadt Juba. Das war ein schlechtes Zeichen, aber niemand hatte zu diesem Zeitpunkt damit gerechnet, dass dieses Ereignis eine sechs Wochen andauernde Welle der Gewalt auslöst. Ich ahnte damals nicht, dass es mehr als anderthalb Monate dauern würde, bis ich in mein mittlerweile zerstörtes Büro in Bentiu zurückkehren konnte. Von Bentui aus koordiniert CARE die Hilfe für Gesundheitszentren in der Region Unity, im Norden des Südsudans. Innerhalb dieser sechs langen und sorgenvollen Wochen erreichten uns nur vereinzelt Berichte von lokalen CARE-Mitarbeitern, die verzweifelt versuchten inmitten von Gewalt und Zerstörung Leben zu retten.
Hoffnung auf das Ende der Gewalt
Mit einer Maschine der Vereinten Nationen (UN) kehrten wir in das Krisengebiet zurück. Im Camp der UN, dem einzigen sicheren Aufenthaltsort für Ausländer, schliefen wir geplagt von Mosquito-Schwärmen in einfachen Zelten. Aber unsere Unterkunft war luxuriös verglichen mit den Tausenden von Menschen, die in der völlig überfüllten nahegelegenen Schutzzone für Zivilisten auf ein Ende der Gewalt hofften.
Im Bundesstaat Unity wurden mehr als 180.000 Menschen, rund 27 Prozent der ansässigen Bevölkerung, aus ihren Häusern vertrieben. Eine Untersuchung zeigte, dass 17 Prozent der Kinder an Unterernährung leiden. Die meisten Menschen haben große Angst, in ihre Häuser zurückzukehren oder ihr Zuhause bereits verloren.
Die Stadt Bentiu, in der sich auch das örtliche CARE-Büro befindet, liegt in Schutt und Asche. Häuser und Geschäfte wurden angezündet, Märkte geplündert und Tiere verjagt. Da die Hauptstraße von Juba nach Bentiu nicht sicher ist, können keine Lebensmittel in die Stadt gebracht werden.
Trotz Gewalt unterstützt CARE Gesundheitszentren
CARE hilft Vertriebenen in der UN-Sicherheitszone mit Lebensmitteln und plant die Hilfe in Bentiu und naheliegenden Gemeinden auszubauen, sobald es die Sicherheitslage zulässt. Außerdem bereitet CARE den Aufbau einer mobilen Klinik in Bentiu vor. Wir hoffen, dass alle 24 CARE-Gesundheitszentren im Bundesstaat Unity schnellstmöglich wieder ihre Arbeit aufnehmen können.
Noch bevor ich nach Bentiu flog, besuchte ich das CARE-Büro in Yida sowie eine Klinik in Pariang, die von CARE vor dem Beginn des Konfliktes aufgebaut wurden. Pariang grenzt an den Sudan und ist somit die nördlichste Region in Unity. Die Klinik in Pariang blieb von der Zerstörung verschont, war jedoch überfüllt mit Verwundeten. Dr. Sam, ein Eckpfeiler unseres lokalen Hilfsprogramms, war der einzige Arzt vor Ort. Mit einem provisorischen Team behandelte er hunderte Notfälle, darunter viele Schusswunden und komplizierte Verletzungen.
Freiwillige unterstützten das Team um Dr. Sam dabei Patienten zu transportieren und das Blut der Verwundeten aufzuwischen. Als ich das Krankenhaus betrat, sprang ein erschöpfter Mitarbeiter auf und nahm begeistert meine Hand: „Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass CARE zurückkommt“.