Mary steht kurz davor, ihr sechstes Kind auf die Welt zu bringen. Wegen der schwierigen Sicherheitslage in ihrer Heimatstadt ist sie in ein anderes Dorf gezogen. Jetzt lebt sie eine Stunde von ihrem Zuhause entfernt und hat einen noch schlechteren Zugang zum Gesundheitszentrum der Region. Sie wird ihr Kind nicht in einem Krankenhaus gebären und es wird auch keine Hebamme Hilfe leisten können. Die Schwangerschaftsvorsorge ist ihre einzige medizinische Betreuung und Mary hofft, dass sie diese Termine trotz der Entfernung fortsetzen kann.
Das Gesundheitszentrum wird sie während der Schwangerschaft nicht mit Nahrungsmittelhilfe unterstützen können und auch wenn sie in einem Monat stillt, wird sie keine Hilfe erhalten. Wenn zusätzliche Dienstleistungen geschaffen würden, dann wäre die Chance groß, dass Mary und ihr ungeborenes Kind überlebensnotwendige Hilfe erhalten. Ohne diese Unterstützung wird nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das Leben ihres Kindes aufs Spiel gesetzt.
Das Oberhaupt der Gemeinde sorgt sich, weil er Leid auf sich und die Bevölkerung zukommen sieht, vor allem Hunger. Es gibt nur wenig Getreide, keine Kühe und keine Fische. Die meisten der mehr als 50.000 Menschen in der Region essen nur eine Mahlzeit am Tag. Die Dorfältesten erzählen ihm, dass sie dieses Ausmaß von Leid seit 1991 nicht mehr gesehen haben und dass sie erwarten, dass es noch schlimmer wird. Hunger führt bei vielen Menschen bereits zu Krankheiten und aus fast jeder Familie in der Region gibt es ein Familienmitglied, das bereits krank geworden ist.
Während das Oberhaupt auf Frieden hofft, bereitet er sich darauf vor, Mitglieder aus der Gemeinde noch in diesem Jahr nach Äthiopien zu schicken, um Lebensmittel zu besorgen. Er weiß, dass viele es nicht schaffen würden, aber da es nicht genügend internationale Unterstützung gibt, bleibt kaum eine andere Möglichkeit übrig.
Wenn die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft nicht in den Südsudan zurückkehrt und die finanzielle Hilfe nicht aufgestockt wird, könnte auch CARE dazu gezwungen werden das Land zu verlassen. CARE ist die einzige Hilfsorganisation, die in den sieben Gebieten hilft, die er verwaltet. Deshalb befürchtet er, dass die Menschen all ihre Hoffnung verlieren würden, wenn CARE keine Unterstützung mehr leisten kann. Er zeigt auf die umliegenden Häuser: „Wenn Sie mich nach unternäherten Kindern oder hungrigen Müttern, die ihre Neugeborenen nicht stillen können, fragen, dann könnte ich jeden dieser Haushalte bitten, zu uns zukommen.“
Ker ist ein Junge und etwa neun oder zehn Jahre alt. Seine Mutter kann sich nicht mehr an sein Geburtsdatum erinnern. Vielleicht liegt es daran, dass sie abgelenkt ist. Sie hat ein Kind, das Probleme mit seiner Entwicklung hat, ein unterernährtes Baby sowie ein anderes Kind, das unter Durchfall leidet. Und sie hat eine große Familie, die ernährt werden muss, ohne Geld, ohne Getreide oder Vieh. Sie haben nur einen handgemachten Speer, mit dem ihr kleiner Sohn Fische fängt. Auch die Nachbarn können nicht helfen: „Das Leben ist für jeden gleich, es gibt nichts." Die Familie isst einmal am Tag, am Morgen, und Kers Mutter sorgt sich den ganzen Tag darum, etwas Essbares für diese Mahlzeit zu finden.
Eines Tages bemerkte Kers Mutter, dass er zerkratzte Beine hatte, aber sie sah nicht, dass sich seine Infektion verschlimmerte und dass es Ker schmerzte zu laufen. Das mobile Gesundheitsteam von CARE besuchte die Familie und diagnostizierte die Infektion. Die Mitarbeiter verschrieben ihm Behandlungen und überzeugten ihn davon, sie in das Gesundheitszentrum zu begleiten, damit seine Wunde gereinigt werden und Medikamente verabreicht werden konnten. Ohne den Besuch des CARE-Gesundheitsteams hätte Ker intensivere und teurere Behandlungen benötigt, um sein Bein zu retten.