Der Arbeitsalltag des CARE-Teams in Bentiu, Südsudan wurde von Kämpfen vergangener Woche jäh unterbrochen. Doch CARE-Mitarbeiterin Rose Ejuru hatte dennoch alle Hände voll zu tun. Die ausgebildete Krankenschwester versorgte hunderte Patienten, die in die Klinik innerhalb des städtischen UN-Geländes strömten.
„Es waren mindestens 200 Verwundete, die hier ankamen“, erzählt Rose. „Als in der Klinik kein Platz mehr war, verlegten wir sie in den Konferenzraum. Überall lagen Patienten, doch bis jetzt haben wir zum Glück noch niemanden verloren.“
„Während der Kämpfe war es sehr anstrengend, aber wir zogen uns eine Schutzausrüstung über und arbeiteten weiter“, fügt die junge Frau hinzu. Unter den Patienten waren auch ein verletzter Dreijähriger und ein Zehnjähriger mit zweifacher Schusswunde, dem eine Kugel einen Knochen im Bein zertrümmerte.
Die mehrere Tage anhaltenden Kämpfe flammten Mitte April wieder auf und endeten in einem Machtwechsel in der Hauptstadt des Bundesstaates Unity. Seit Mitte Dezember des letzten Jahres herrscht im Südsudan Gewalt, mehr als eine Million Menschen wurden seitdem aus ihrer Heimat vertrieben. Eine Viertelmillion flüchtete über die Grenzen in Nachbarländer. Der jüngste Staat der Welt, der 2011 unabhängig wurde, litt schon vor den Gewaltausbrüchen an chronischer Armut und Unterversorgung. Nun hat sich die humanitäre Situation noch einmal erheblich verschlechtert.
CARE versorgte die Lokalbevölkerung in Bentiu bereits vor der Krise mit Nahrung und Gesundheitsfürsorge. Zurzeit arbeitet CARE vor allem in den Anlagen der Friedensmission der Vereinten Nationen (UNMISS) zum Schutz der Zivilbevölkerung sowie in einzelnen mobilen Kliniken in der Stadt selbst. Eine von CARE unterstützte Klinik gleich neben dem CARE-Gelände in Rubkona, auf der anderen Flussseite von Bentiu, ist derzeit außer Betrieb, nachdem die Einrichtungen während der Kämpfe im Dezember beschädigt und geplündert wurden.
Landesweit versorgt CARE zehntausende von dem Konflikt betroffene Menschen mit Wasser und sanitären Anlagen, medizinischer Hilfe und Nahrung. Frauen und Kinder tragen wie immer die Hauptlast der Krise und bedürfen besonderem Schutz. Jetzt, da die Regensaison begonnen hat und ein Großteil der Märkte und Lebensgrundlagen im Südsudan zerstört sind, befürchten CARE und andere Hilfsorganisationen eine schwere Nahrungskrise. Sieben Millionen Menschen im Land sind davon bedroht.
Zurück zu Rose nach Bentiu: Vier Tage nach den letzten Kämpfen in Bentiu konnte Rose Ejuru endlich ein paar Stunden Schlaf nachholen und duschen. „Wir mussten schwierige Entscheidungen treffen und konnten nicht allen Menschen gleichzeitig helfen. Wir kümmerten uns vorrangig um die am schlimmsten verletzten Patienten, die Kopf- und Bauchverletzungen oder schwere Schusswunden aufwiesen“, berichtet die CARE-Helferin. Da immer noch viele Patienten behandelt werden müssen, kehrte Rose mit sieben weiteren CARE-Kollegen zurück zur Arbeit. Es bleibt viel zu tun.