Juba, 19. Mai 2014. Im Vorfeld der internationalen Geberkonferenz für den Südsudan morgen im norwegischen Oslo veröffentlicht die Hilfsorganisation CARE heute einen Bericht über den besorgniserregenden Anstieg von sexualisierter Gewalt in dem Krisenland. „The Girl Has No Rights“: Gender-based Violence in South Sudan“ verbindet aktuelle Augenzeugenberichte mit einer Erhebung zum Thema, die im Herbst 2013 bereits vor dem Aufflammen der Gewalt von CARE unternommen wurde.
„Was Frauen und Mädchen hier erleiden müssen, ist unvorstellbar grausam“, berichtet Aimee Ansari, CARE-Länderdirektorin im Südsudan. „Sie werden gefesselt, vergewaltigt und dann erschossen. Frauen werden in Kirchen und Krankenhäusern überfallen, wo sie mit ihren Familien Zuflucht gesucht haben. Es gibt keinen sicheren Ort für sie hier im Südsudan.“
Der Bericht beleuchtet die weitverbreiteten sozialen Normen und Praktiken im Land. Sie sind eine Ursache dafür, dass Mädchen keine Bildung erhalten, dass der Wert einer jungen Braut regelmäßig in Form von für sie bezahltem Vieh bemessen wird und dass Überlebende von Vergewaltigungen dazu gezwungen werden, still zu leiden, anstatt die Misshandlungen öffentlich zu machen. In den seltensten Fällen erhalten sie medizinische und psychologische Unterstützung, von legalem Beistand ganz zu schweigen.
Seit der jüngsten Eskalation der Gewalt im Land hat sich die Situation für Frauen und Mädchen noch deutlich verschlechtert, berichtet CARE-Chefin Ansari: “Viele Frauen und sogar junge Mädchen müssen ihre Körper im Tausch gegen Wasser oder Nahrung verkaufen.“ Kinderheirat bedeute zudem eine wertvolle Mitgift für die Familie und einen hungrigen Magen weniger im Haushalt, dazu erhofften sich die Eltern durch eine Ehe Sicherheit für ihre Töchter. Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe würden außerdem als Kriegswaffe genutzt, so Ansari.
An die internationale Gemeinschaft appelliert die Hilfsorganisation, schnellstmöglich eine politische Lösung für die Krise zu finden und auf den enormen humanitären Bedarf im Land zu reagieren. Gut 900 Millionen Euro werden benötigt, so schätzen die Vereinten Nationen, um die Versorgung der Bevölkerung mit dem Lebensnotwendigsten zu sichern. Es drohe eine Hungersnot in einigen Teilen des Landes, die heute schon Nahrungsengpässe verzeichnen. CARE-Teams berichten von Menschen, die dem Hungertod nahestehen.
Doch auch wenn ein Ende der Gewalt und die Eindämmung der Nahrungskrise unmittelbare humanitäre Priorität haben, appelliert CARE mit dem Bericht an Geber, die weitverbreitete sexualisierte Gewalt umfassend zu bekämpfen. Die Organisation fordert unter anderem die Finanzierung des Aktionsplans, den das UN/NGO-Cluster im Südsudan gemeinsam erarbeitet hat. Außerdem seien Investitionen in die Unterstützung von Überlebenden, die Ausbildung von medizinischem Personal, Sozialarbeitern und den Gemeinden selbst notwendig, um Fälle sexualisierter Gewalt zu identifizieren und die Überlebenden angemessen zu unterstützen. Dringend benötigt würden auch bessere Informationsdienste zur Überweisung von Fällen an medizinische und psychologische Hilfsstellen.
“Wenn der Konflikt anhält, wird bis Ende des Jahres die Hälfte der Bevölkerung auf der Flucht sein oder Hunger leiden; tausende werden ihr Leben verloren haben”, warnt Aimee Ansari. „Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe hinterlassen in den Gemeinden tiefe Wunden, die auch noch lange nach einer Waffenruhe nicht heilen. Diese Gräueltaten müssen sofort gestoppt werden.“
Hintergrund: CARE hilft im Südsudan mit Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung und leistet auch im Nachbarland Uganda Nothilfe für Flüchtlinge. Die Hilfsorganisation arbeitet seit 1993 im südlichen Sudan und konnte nach dem Friedensabkommen 2005 ihre Arbeit auf die Bundesstaaten Jonglei und Upper Nile ausweiten. Seit der Unabhängigkeit des Südsudans 2011 unterstützt CARE Rückkehrer bei der Wiedereingliederung und hat seine Arbeit auch auf Entwicklungsprogramme ausgeweitet. Dabei stehen die Gesundheit von Frauen und Mädchen sowie ihre gesellschaftliche Stellung im Mittelpunkt der Arbeit. Der Südsudan hat eine der höchsten Müttersterblichkeitsraten der Welt, zudem werden Mädchen häufig früh verheiratet und verpassen Bildungschancen.
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