Mitte März 2015 fegte Wirbelsturm Pam mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 360 Kilometern pro Stunde über die Inselgruppe Vanuatu. Der stärkste je im Südpazifik gemessene Zyklon hinterließ große Teile des Inselparadieses in Trümmern. Viele Menschen verloren ihr Leben, ihr Zuhause und ihre Habseligkeiten.
Eine von ihnen ist Julie. Sie wird für immer eine ganz besondere Beziehung zu dem verheerenden Wirbelsturm haben. Denn inmitten der Zerstörung, die Zyklon Pam in ihr kleines Dorf Imaiyo auf der Insel Tanna im Süden von Vanuatu brachte, gebar sie ihre kleine Tochter Angelina.
Bevor der Wirbelsturm eintraf, gab es Warnungen und die Menschen in Imaiyo bereiteten sich so gut es ging auf den Zyklon vor: Sie legten Essensvorräte an und trugen große Steine auf ihre Palmblattdächer, um sie vor den starken Winden zu schützen.
Doch als der Sturm einsetzte, war schnell klar, dass er so groß und bedrohlich sein würde wie zuvor angekündigt. Zyklon Pam hinterließ eine große Schneise der Zerstörung auf Vanuatu und verschonte auch die Hauptstadt Port Vila nicht. Am späten Abend des 13. März brach die Kommunikationstechnik über nahezu dem ganzen Land zusammen. Am folgenden Morgen nahm Pam Kurs auf die Insel Tanna.
Viele Bewohner von Imaiyo suchten Schutz in den wenigen Betonhäusern des Dorfes – der Gesundheitsstation und einer kleinen Schulbibliothek. Hunderte Menschen warteten ängstlich darauf, dass der Wirbelsturm vorüberziehen würde. Denn nicht alle Dorfbewohner konnten Schutz in stabilen Gebäuden finden – unter ihnen die hochschwangere Julie, bei der einen Abend zuvor die Wehen eingesetzt hatten.
Die Hebamme des Dorfes wurde zu Julies Hütte gebracht. Familienangehörige und Dorfbewohner taten was sie konnten, um Julie zu helfen. Inmitten des heulenden Windes, starken Regens und vorbei fliegender Trümmer, stemmten sie über mehr als 24 Stunden abwechselnd ihr Gewicht gegen die Wände der kleinen Palmblatthütte. Ihr Einsatz wurde belohnt: Am Sonntagmorgen erblickte die kleine Angelina das Licht der Welt. „Ich hatte Angst und große Schmerzen“, erzählt Julie, die immer noch erschöpft wirkt und ihre wenige Tage alte Tochter wiegt. „Ich bin der Dorfgemeinschaft für ihre Unterstützung unglaublich dankbar.“
Es ist schwer, nicht an die Symbolik der Geburt inmitten der Zerstörung des traumatischen Zyklons zu denken. Aber die Menschen hier in Imaiyo haben jetzt keine Zeit für solche Gedanken. Für sie geht es ums Überleben: genügend Essen, sauberes Trinkwasser und ein Dach über dem Kopf. CARE liefert Nahrung und Hygienepakete an Menschen der südlichen Inseln von Vanuatu. Langfristig leistet CARE Unterstützung beim Wiederaufbau der Häuser von Familien wie der von Julie und ihrer Tochter Angelina.