Indira Bajramovic ist eine der weltweit Millionen Heldinnen, die wir am Weltfrauentag feiern. Als bosnische Roma erlebte sie in ihrer Kindheit und Jugend, was es bedeutet, am Rande der Gesellschaft zu leben. Als junge Frau wurde ihr bewusst, dass sie auch innerhalb der Roma-Gemeinschaft um Anerkennung würde kämpfen müssen.
Roma-Frauen wurden ausgelacht, gedemütigt und es wurde auf sie herabgeschaut. Als Mitarbeiterin einer lokalen Roma-Organisation wurde Indira Bajramovic trotz verhältnissmäßig guter Schulbildung schnell ein Platz als Putzfrau und Kaffeekocherin zugewiesen. Dennoch wurde sie zur wichtigsten Ansprechpartnerin für die Anliegen und Probleme der Roma-Frauen, die Hilfe bei der Organisation suchten – und sich von den Männern oft nicht verstanden fühlten. Aber innerhalb der bestehenden Strukturen fehlte Indira die Chance, etwas an ihrer und der Situation der übrigen Roma-Frauen zu ändern.
So gründete sie 2001 „Better Future“, die erste Frauenorganisation für Roma in Bosnien und Herzegowina. „Better Future“ unterstützt Roma-Frauen dabei, ihre Rechte einzufordern und ermuntert sie, sich selbst in Gruppen zu organisieren, um den Gedanken von „Better Future“ auch in weitere Roma-Gemeinden zu tragen. Ein Schwerpunkt der Arbeit von „Better Future“ liegt darin, Roma-Frauen wirtschaftliche Perspektiven zu eröffnen. Die Frauen erhalten etwa Kühe, deren Milch sie zu Käse verarbeiten oder Schafe, deren Wolle sie verkaufen können. Die Frauen verpflichten sich, nach einer gewissen Zeit 20 Prozent der Tiere an eine andere Familie weiterzugeben. Auch so trägt sich der Gedanke von „Better Future“ fort. Indira und ihr Team genießen innerhalb der Roma-Gemeinden heute ein höheres Vertrauen als viele der seit Jahrzehnten etablierten Roma-Organisationen.
Und auch auf politischer Ebene wirkt „Better Future“ auf die Beteiligung von Frauen hin: Der bosnische Roma-Ausschuss, ein Gremium, dem Vertreter der Roma und Regierungsvertreter sich treffen, war traditionell rein männlich besetzt. Inzwischen sind fünf Frauen dort Mitglied und Indira Bajramovic hat den Vorsitz inne.
Hintergrund: Der Weltfrauentag wird jedes Jahr am 8. März gefeiert und erinnert an die Errungenschaften der Frauenbewegung für mehr Gleichberechtigung und Beteiligung sowie an die weiterhin existierenden Ungerechtigkeiten in Geschlechterrollen und –rechten weltweit. CARE konzentriert sich im weltweiten Kampf gegen Armut und Ausgrenzung besonders auf die Unterstützung von Frauen und Mädchen. Denn die Erfahrung zeigt: Eine Frau, die sich aus der Armut befreit, erreicht das gleiche für ihre Familie und ihre ganze Gemeinde.