Amman, 2. April 2015. Laut einer aktuellen Befragung von CARE können immer weniger syrische Flüchtlingsfamilien die Kosten für medizinische Versorgung in Jordanien aufbringen und haben keinen Zugang zum Gesundheitssystem. Seit letztem November müssen syrische Flüchtlinge für medizinische Leistungen zahlen. Die jordanische Regierung konnte die Kosten für die freie Nutzung des öffentlichen Gesundheitssystems nicht mehr tragen. "Die Situation ist besonders für Familien mit Kindern, älteren Menschen und Familienmitgliedern mit akuten oder chronischen Krankheiten dramatisch. Eine Mutter sagte mir, dass sie sich kein Insulin mehr leisten kann und Angst hat, in ein Diabeteskoma zu fallen", so Salam Kanaan, CARE-Länderdirektorin in Jordanien.
CARE hat insgesamt 1.300 Familien befragt. Drei von zehn berichteten, dass sie keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung haben. Die meisten von ihnen gaben als Grund an, die Kosten nicht tragen zu können. Die Hälfte der Familien mit einem schwangeren Familienmitglied gab zudem an, keinen Zugang zur Geburtsvorsorge zu haben und etwa 60 Prozent der stillenden Mütter sagten, keine Geburtsnachsorge in Anspruch nehmen zu können.
Gleichzeitig verschlechtert sich der Gesundheitszustand von syrischen Flüchtlingen rapide. Die meisten Flüchtlinge leben auf engstem Raum in heruntergekommenen, von Schimmel befallenen Wohnungen und können sich im Winter nicht leisten, zu heizen. Seit das Welternährungsprogramm aufgrund von mangelnden Hilfsgeldern die Ausgabe von Essensgutscheinen drastisch kürzen musste, bedroht zudem Hunger und Mangelernährung die Gesundheit der Flüchtlinge. Vor allem Mütter, die alleine mit ihren Kindern geflohen sind, ältere und kranke Menschen sind auf Hilfe von Nachbarn angewiesen, damit sich ihr Gesundheitszustand nicht weiter verschlechtert. "Die Familien leihen sich Geld für Nahrungsmittel und Medikamente, verkaufen das wenige Hab und Gut, das ihnen noch geblieben ist. Dabei werden sie abhängig von Nachbarn und Ladenbesitzern und es besteht die Gefahr von Ausbeutung", so Kanaan.
Die von CARE befragten Flüchtlinge gaben außerdem an, dringend psychosoziale und psychologische Unterstützung zu benötigen. "Die Erinnerung an den Krieg, die Trauer um Familienangehörige und der seit nun vier Jahren andauernde Kampf ums Überleben verursachen enorme psychische Belastung. Eltern berichten uns, dass ihre Kinder verlernt haben zu sprechen oder zum Bettnässer geworden sind."
CARE appelliert an die internationale Gemeinschaft, die jordanische Regierung bei der Stärkung der Kapazitäten des öffentlichen Gesundheitssystems für syrische Familien und Gastgemeinden zu unterstützen. "Wir müssen sicherstellen, dass syrische Flüchtlinge und Gastgemeinden die Behandlung bekommen, die sie benötigen", so Kanaan. "Die bereits großzügigen Zusagen bei der Geberkonferenz in Kuwait reichen noch lange nicht aus, um die Menschen in dieser größten humanitären Krise unserer Zeit mit dem Nötigsten zu versorgen. Wenn die Unterstützung für syrische Flüchtlinge weiterhin so dramatisch unterfinanziert bleibt, werden die Krankheitsfälle weiter steigen und viele sonst behandelbare Krankheiten zu medizinischen Notfällen werden."
Die humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge ist drastisch unterfinanziert. Helfen Sie syrischen Flüchtlingen und unterstützen Sie die weltweite CARE-Arbeit mit Ihrer Spende:
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