Welttoilettentag: Mehr als nur eine Toilette

In einer humanitären Krise brauchen Menschen Nahrung, Wasser und Sicherheit zum Überleben. Doch auch Hygiene verändert und rettet Leben. Zum Welttoilettentag werfen wir einen Blick auf das jüngste Land der Welt, den Südsudan.

Der Ausbruch von Ebola in Westafrika dominiert die weltweiten Schlagzeilen. Der Südsudan, der erst vor ein paar Monaten zur weltweit schlimmsten humanitären Krise erklärt wurde, scheint aus den Nachrichtensendungen und auch aus vielen Köpfen der Welt verschwunden zu sein.

Aber die Nothilfe im jüngsten Staat der Welt geht weiter. Mehr als 1,5 Millionen Menschen im Südsudan sind dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Helfer arbeiten unter sehr schwierigen Bedingungen und unterstützen hunderttausende Schutzsuchende im ganzen Land mit Medizin, Wasser und Lebensmitteln. Aber es gibt noch einen Teil der Hilfe, der mindestens genauso wichtig ist, der Würde, Hygiene und Schutz vor Krankheiten bietet: das sind Latrinen.

Nothilfe in Form von Toiletten

„Die Menschen wurden mit schrecklichen Bedingungen konfrontiert“, sagt Kilong Alex Noel, ein Mitglied des CARE-Teams, das sich um Hygiene- und Sanitärversorgung kümmert. Nach dem Ausbruch der Kämpfe Ende letzten Jahres, fand ein Großteil der Bevölkerung von Malakal Zuflucht in Dörfern, die nicht von Gewalt betroffen waren. Oder in der Schutzzone der Vereinten Nationen, die der großen Anzahl an Menschen, die dort Zuflucht suchten, nicht gerecht werden konnte. „Die Menschen benötigten Hilfe“, erklärt Alex. „Sie waren gezwungen im Schlamm zu leben, ohne Würde, und mit sehr wenig Hygienehilfe.

Frauen, Kinder, Mütter und Väter brachten sich im Camp der Vereinten Nationen in Sicherheit vor den Kämpfen. Während die Kämpfe andauerten musste eine Familie nach der anderen provisorische Häuser im Sumpfland bauen. Der Geruch von Exkrementen war allgegenwärtig. Toiletten wurden in aller Eile errichtet, ohne die Möglichkeit zur Privatsphäre, und schon nach kurzer Zeit brach die sanitäre Grundversorgung zusammen. „Wir bauten zuerst 112 Notfall-Toiletten“, sagt Alex. „Diese wurden sehr schnell gebaut, aber waren nicht in der Lage dem großen Bedarf der Vertriebenen gerecht zu werden. Die Latrinen wurden aus einfachen Folien errichtet, die die Erde vor dem Zusammenbruch schützen sollte.“

Das Problem der Regenzeit

Als dann die Regenzeit kam, zerstörten starke Regenfälle die Nottoiletten und hinterließen Müllberge und Schlamm. „Alle Toiletten brachen zusammen und wir waren wieder genau dort angekommen, wo wir vor der Errichtung der Toiletten waren“, sagt Alex. „Es war wirklich eine schreckliche Situation.“

CARE und andere Hilfsorganisationen konstruierten und bauten neue Toiletten, die dabei helfen sollten die Würde der Menschen wieder zurückzubringen, Sicherheit zu schaffen und Schutz vor potenziell tödlichen Krankheiten wie Cholera zu bieten. „Es lastete ein großer Druck auf uns. Wir mussten uns schnell bewegen, um Familien dabei zu helfen die Situation besser zu überstehen und den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern.“ Es musste eine schnelle, kreative und günstige Lösung gefunden werden, um den Bedarf der Menschen zu decken. „Normalerweise werden Latrinen mit Ziegeln oder Zement ausgekleidet oder es wird Beton benutzt, damit die Erde standhält. Aber in der Notsituation hatten wir keinen Zugang zu diesen Materialien. Vor Ort kann man nicht einfach Steine und Sand kaufen.“„Und die Erde in Malakal wird als schwarze Baumwolle bezeichnet, sie besteht aus Ton und ist sehr anfällig. Sie wird sehr weich, wenn es nass wird“, erklärt Alex. Während der Trockenzeit, bricht die Erde und wenn der Regen kommt, dann fällt sie einfach in sich zusammen.“

Eine neue Bauform wird entwickelt

Nach einer Reihe von langen Tagen und Nächten der Planung und Prüfung schaffte es das CARE-Team tiefe Grube zu graben und diese mit einem Holzrahmen zu verkleiden. So konnte sichergestellt werden, dass Toiletten standhalten würden.

Eine Sanierungsaktion wurde gestartet, bei der Hunderte dabei halfen, Malakal wieder bewohnbar zu machen und sauberes Wasser sowie Sicherheit an einen Ort zu bringen, der zu einem sanitären Albtraum geworden war. Innerhalb weniger Wochen hatte das Team hunderte neue Latrinen im Malakal Camp ausgehoben, entworfen und erbaut. Das Design erntete großes Lob und wurde jetzt auch in anderen Teilen des Landes übernommen.Und ein paar Monate später, trotz der sinnflutartigen Regenfälle und Überflutungen im Camp, stehen die Toiletten immer noch. „Die Bedingungen, unter denen die Leute an Orten wie Malakal leben, sind sehr schwer“, sagt Alex. „Das Camp der Vereinten Nationen ist ein schwieriger Ort, um sich dort aufzuhalten, aber was außerhalb ist, ist sehr wahrscheinlich schlimmer. Deswegen bleiben die Menschen immer noch dort. Mit dem, was wir tun, geben wir den Menschen Würde, Sicherheit und Schutz vor Krankheiten. Es ist eine wichtige Arbeit.“

CARE im Südsudan

Seit dem Ausbruch der Gewalt im Südsudan im Dezember 2013, sind mehr als 10.000 Menschen gestorben, und geschätzte 1,5 Millionen Menschen sind durch Hunger und Unterernährung bedroht.

CARE bietet medizinische Versorgung, sanitäre Einrichtungen und Hilfsmittel zum Anbau von Lebensmitteln für Familien, die in den drei am stärksten betroffenen Staaten des Südsudans leben, Jonglei, Unity und Upper Nile. Schon über 250.000 Menschen konnte so geholfen werden.

 

Helfen Sie bei der Verbesserung der sanitären Bedingungen im Südsudan