In Haiti herrscht die Bandengewalt

 

Victoria Fisher, Diane Li, Chiara Lopes und Ronja Waringo aus der 3. Klasse des Lycée Michel Rodange Luxemburg haben Lena Ziehmer, Head of programmes and Humanitarian Affairs bei CARE Luxemburg, über die anhaltende humanitäre Krise in Haiti interviewt.

Banden haben die Hauptstadt, Port-au-Prince zu 85% unter Kontrolle. Die öffentlichen Infrastrukturen wurden größtenteils zerstört. Wie geht es der haitianischen Bevölkerung und wie hilft CARE in diesem Krisengebiet.

Der Staat Haiti befindet sich auf der Insel Hispaniola in den Großen Antillen und umfasst 11,4 Millionen Einwohner, die durch eine politische Krise bedroht werden. Seit Januar 2023 gibt es in dem Inselstaat kein Parlament mehr und Banden haben die Kontrolle übernommen.

Laut Lena Ziehmer, Head of programmes and Humanitarian Affairs, sind zwischen dem 29. Februar 2024 und dem 23. April 2024 über 1.577 Menschen ums Leben gekommen, es gab 1.000 Verletzte und 300 Menschen wurden entführt. Der Grund dafür ist die hohe Bandenkriminalität in Haiti. Die Banden zerstörten einen Großteil der öffentlichen Infrastrukturen wie zum Beispiel Polizeistationen, Schulen, Gefängnisse und andere öffentliche Gebäude. Insbesonders betroffen sind Krankenhäuser: 4 von 5 sind nicht mehr funktionstüchtig. In der Hauptstadt waren deswegen 30 Krankenhäuser gezwungen zu schließen und die Bevölkerung hat demnach einen erschwerten Zugang zur medizinischen Hilfe.

In der Hauptstadt Port-au-Prince haben sich die Lebensbedingungen drastisch verschlechtert. Ab dem schon erwähnten 29. Februar gab es eine Welle an Gewalt, die die Furcht der Menschen vor Verletzungen, Vergewaltigungen, körperlicher Gewalt und Tod verschlimmert.

Verschiedene Zeugen berichten von der Lage in Haiti.  Muhamed Bizimana, der stellvertretende Direktor von CARE Haiti, beschreibt die Gewaltwelle als „außergewöhnlich aufgrund ihrer Stärke und ihres Ausmaßes“.

Ein Mitarbeiter von CARE Haiti erzählt von dem Ausnahmezustand in seinem Viertel von Port-au-Prince. Er und seine Familie wurden in ihrem eigenen Haus bedroht und einige seiner Nachbarn wurden entführt. Er sagt: „Die letzten vier Tage habe ich nur 20 Minuten bis eine Stunde pro Nacht geschlafen“.

Viele der Bewohner der Hauptstadt haben sich zur Flucht entschieden oder haben sich aus Angst vor Gewalt bei sich zuhause eingesperrt. Die IOM (Internationale Organisation für Migration) schätzt, dass 33 000 Menschen Port-au-Prince verlassen haben, die Zahlen sind aber wahrscheinlich noch viel höher.

Ein weiterer Zeuge, der für CARE im Büro in Ouanaminthe nah der Grenze zur Dominikanischen Republik arbeitet, sagt, dass jede Person in Haiti momentan in Gefahr ist, unabhängig vom sozialen Status.  Menschen sitzen ohne Nahrung in ihren Häusern fest und viele öffentliche Dienste sind nicht mehr zugänglich oder unsicher geworden. So haben viele Banken, besonders in Port-au-Prince, geschlossen und die Straßen, sowie die öffentlichen Verkehrsmittel sind extrem gefährlich, so Lena Ziehmer.

Kinder können nicht zur Schule gehen, da die Schulen der Hauptstadt Port-au-Prince auf unbestimmte Zeit geschlossen. Seit 2024 sind schon 365.000 Menschen geflohen und dazu zählen 50% Kinder, die in die Schule gehen müssten und 60% Frauen.

  
 

Haitianische Kinder, die 2011 in der Schule waren (copyright : Sabine Wilke/CARE)

Außerdem wurden 4 von 5 Mädchen und Frauen Opfer von sexueller Gewalt. Sie können nicht psychologisch betreut werden. Manche Flüchtlingszentren sind wegen Sicherheitsproblemen nicht mehr zugänglich.

Die Gewalt verschlimmert die Hungersnot in Haiti, da der Zugang zu Nahrung immer schwieriger wird.  Der Hafen und der Flughafen der Hauptstadt Port-au-Prince sind außer Betrieb. Zudem sind die Grenzen zu der Dominikanischen Republik auch gesperrt, wo 50% der Nahrungsmittel herkamen. Außerdem ist es riskant für die Menschen Lebensmittel einkaufen zu gehen, denn die Fortbewegung im Land ist schon an sich gefährlich wegen der Gewalttätigkeit der Banden. 4,97 Millionen der Haitianer haben große Probleme an Lebensmittel zu kommen. 1,64 Millionen leiden unter Hungersnot. Ein weiteres Problem ist die Verbreitung der Cholera wegen der prekären hygienischen Zustände in den Flüchtlingslagern.

Laut Lena Ziehmer benötigen mehr als 57% der Bevölkerung humanitäre Unterstützung. Die Grenzgebiete und die Flughäfen und Häfen, die noch in Betrieb sind, die sich auch hauptsächlich im Norden von Haiti befinden, müssen für humanitäre Hilfe einen Zugang ins Land bieten. Viele Menschen in Haiti haben kein sauberes Trinkwasser, deshalb muss das Wasser auch aus dem Ausland geliefert werden. Manche müssen wegen der Bandengewalt ihre Häuser verlassen, deshalb müssen ihnen neue Unterkünfte zugewiesen werden. Momentan ist es eine humanitäre Krise, die sich im Laufe der Zeit zu einer Flüchtlingskrise entwickeln kann.

Laut der Expertin arbeitet die Organisation CARE schon über 60 Jahre in Haiti und war eine der ersten Organisation, die zur Hilfe geeilt ist bei dem Erdbeben im Jahre 2010.

 Ihr Fokus liegt auf gefährdeten Familien, Frauen und jungen Mädchen. CARE versucht dafür zu sorgen, dass die Grundbedürfnisse gestillt werden, und stellt Geld zur Verfügung, damit die Familien in gefährlichen Gebieten sich Lebensmittel, Medikamente oder Bustickets leisten können und flüchten können.

 Zudem wurden 6 Schutzstationen eingerichtet, wo Opfer eines sexuellen Übergriffes Schutz und psychische Hilfe bekommen.

Gleichzeitig werden in 6 mobilen Zentren unterernährte Säuglinge und Kleinkinder versorgt, damit sie sich nicht mit der Krankheit Cholera anstecken. Die Cholera ist eine hoch ansteckende Krankheit, die aber mit einer professionellen Behandlung zu 80% geheilt werden kann. Die Übertragung der Krankheit erfolgt meistens über Lebensmittel oder Wasser, das mit dem Erbrochenen oder Kot eines Infizierten verunreinigt wurde. Deswegen fordert CARE die Impfung aller Kinder. Es ist eine schwierige Arbeit, die überlebenswichtig ist für die haitianische Bevölkerung.

 

Victoria Fisher, Diane Li, Chiara Lopes, Ronja Waringo, 3e, Lycée Michel Rodange Luxembourg - Mars 2024

Quellen: Interview mit Lena Ziehmer, Head of programmes and Humanitarian Affairs


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